Kommunikation oder Chaos?
Warum Unternehmen ohne klare Botschaften scheitern
„Ich verstehe dich einfach nicht.“ Ein Satz den wir sicherlich alle schon oft gehört haben – und noch häufiger gedacht. Ob im persönlichen Gespräch, in Video-Calls oder zwischen Tür und Angel, Kommunikation findet überall statt. Und genau das ist das Problem: Je mehr Kanäle und Plattformen, desto mehr Raum für Missverständnisse. Zwei Drittel der Befragten einer Studie von Statista im Auftrag vom Grammarly verlieren wöchentlich bis zu zwei Stunden Arbeitszeit aufgrund ineffektiver Kommunikation. Das kostet Unternehmen jährlich 11,5 Arbeitstage pro betroffenem Mitarbeitenden (2024 State of Business Communication in Germany).
Und auch die Kommunikationsabteilungen haben wohl häufig noch Potenzial nach oben: nur 50 Prozent der Mitarbeitenden haben das Gefühl, ausreichend informiert zu sein (KOM Magazin Online). Kommunikation wird oft als Nebenprodukt gesehen – dabei ist sie die unsichtbare Superkraft jedes Unternehmens.
Warum ist das so? Ganz einfach: es geht eben nicht nur um den Austausch von Informationen, sondern darum, Mitarbeitende zu binden und Innovation zu fördern. Ein Unternehmen, das diese Kunst beherrscht, kann Berge versetzen. Es ist an der Zeit umzudenken und Kommunikationsstrategien auf ein neues Level zu bringen.
Interne Kommunikation: Der Kleber, der Mitarbeitende zusammenhält
Wer glaubt, interne Kommunikation sei nur eine nette Nebensache, irrt gewaltig. Gute Mitarbeiterkommunikation ist der Klebstoff, der Mitarbeitende in Unternehmen zusammenhält. Sie schafft Klarheit, fördert das Vertrauen und sorgt dafür, dass alle Mitarbeitenden wissen, warum sie jeden Morgen aufstehen – und das am besten mit einem guten Gefühl. Doch was passiert, wenn es fehlt? Chaos.
Ganze 27 Prozent der Kommunikator:innen bewerten die eigenen internen Kommunikationsmaßnahmen des Unternehmens lediglich als zufriedenstellend, wie eine Umfrage Meinungsforschungsinstitut Yougov im Auftrag von Staffbase zeigt. Das ist nicht nur ein peinlicher Widerspruch, sondern zeigt: Selbst Profis kämpfen damit, sich effektiv abzustimmen. Ständiges Nachfragen und „Ich dachte, das wusstest du schon!“ führen zu Reibungen und Frustration.
Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage von YouGov/Staffbase: Schlusslicht bilden Medien/Marketing/Werbung/PR und Vertrieb.
(Frage: wie zufrieden sind Sie mit der Kommunikation und den Informationen ihres Unternehmens für Mitarbeitende?)
Was läuft hier schief fragen wir uns. Eine fehlende interne Kommunikation liegt nicht an den Möglichkeiten – Methoden und Tools gibt es genug. Sie scheitert an der Umsetzung. Und sicherlich an den Grundwerten, die sich jede Kommunikationsabteilung auf die Fahne schreiben sollte: Klarheit, Offenheit und Schnelligkeit.
Denn wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, dass Informationen nur halbherzig geteilt werden, sinkt das Vertrauen. Eine gute interne Kommunikation ist transparent und vermittelt klare Botschaften – auch, wenn es um unangenehme oder gar schwierige Themen geht. Fast genauso wichtig: die Feedbackkultur. Diese erlaubt Fragen und Kommentare – und das nicht nur oberflächlich, sondern regelmäßig und ernsthaft.
Externe Kommunikation: mehr als PR – es geht um Vertrauen und Markenimage der Unternehmen
Oft erleben wir, dass Unternehmen nach außen perfekt wirken wollen, obwohl es ein offenes Geheimnis ist, dass intern Chaos herrscht. Ist Kommunikation nach außen nur Fassade, wird das schnell bemerkt – und kostet Vertrauen. Also Achtung, liebe Unternehmen: Krisenkommunikation, Reputation Management und Imagepflege sind keine fancy Buzzwords. Das ist das Fundament jeder Marke – und auch der externen Kommunikationsstrategie.
Authentische und zeitgerechte Kommunikation wirkt sich direkt auf das Vertrauen der Öffentlichkeit aus. Kommunikation funktioniert nicht nur in Hochzeiten, sondern und vor allem in ruhigen Zeiten. Externe Stakeholder möchten einen konstanten Dialog. Eine klare und konsistente Botschaft nach außen wirkt langfristig. Und Überraschung: Auch die externe Kommunikation lebt von der transparenten, proaktiven Kommunikation.
Besonders in Krisen zeigt sich, wie stark die Kommunikation bereits aufgestellt ist. Immerhin ist in Krisenzeiten die externe Kommunikation das Einzige, was zwischen einem Unternehmen und seinem Reputationsverlust steht. Doch Krisenkommunikation allein reicht nicht aus.
Ein kleiner Tipp: Dialogpunkte schaffen, nicht nur Monologe. Soziale Medien bieten sich dabei als Trainer an. Sie helfen, die Interaktion mit der Zielgruppe zu fördern. Begegnungen auf Augenhöhe sind dabei ein Muss.
Warum scheitern so viele an den Basics der Kommunikation?
Viele Top-Manager in Deutschland erachten die Arbeit ihrer Kommunikationsabteilungen als nicht relevant (Studie: The Academic Society for Management & Communication und Universität Leipzig) – ups! Das zeigt uns deutlich, dass Kommunikationsabteilungen ihre Rolle und deren Mehrwert klarer positionieren müssen.
Und auch Mitarbeitende äußern ihre Bedürfnisse deutlich: der Ruf nach mehr (positiver) Kommunikation und Erfolgsgeschichten wird neben all den Punkten von oben lauter. Bisher schweigen viele Kommunikationsabteilungen zu good news (KOM Magazin Online).
Es muss sich also grundlegend etwas verändern. Dazu kommen nämlich noch weitere Hürden, wie Sprachbarrieren, digitale Nachrichtenflut, Missverständnisse, kulturelle Unterschiede oder veraltete Kommunikationsmodelle – Kommunikation ist heute komplexer denn je. Das „Sender-Empfänger-Modell“ stößt oft an seine Grenzen, weil nicht nur Inhalte, sondern auch Kontext und Interpretation eine große Rolle spielen. Aber auch weil die Flut an Kommunikation und die Möglichkeiten des Informationsaustauschs riesig und extrem schnell sind.
Eine Nachricht hat zudem oft zwei Reaktionen (Sender und Empfänger) – vor allem, wenn nicht auf die Bedürfnisse des Empfängers gehört wird. Es liegt also an uns Kommunikator:innen, eine Botschaft kraftvoll und klar zu transportieren. Vor allem komplexe Inhalte werden oft missverstanden. Einfache Botschaften haben hingegen eine weit höhere Akzeptanz und Verständlichkeit (Studie: The Academic Society for Management & Communication und Universität Leipzig).
Typische Stolpersteine und die größten Kommunikations-Sünden
- Schwammige Aussagen – „Wir sehen Optimierungspotenzial.“ Was soll das heißen? Je klarer Ihre Botschaft, desto besser.
- Zu viel Technik, zu wenig Inhalt – Nur weil Sie jede Woche eine News-Plattform füttern, heißt das nicht, dass Sie gehört werden.
- Schweigen statt Handeln – Verpasste Gelegenheiten in der Kommunikation schaden dem Ruf. Transparenz ist King oder Queen ?
- Hard-Facts statt Narrative – Kommunikationsabteilungen predigen oft Zahlen, Daten, Fakten. Es geht aber um Geschichten. Storytelling ist ein Muss. Geschichten prägen ein Unternehmensbild prägen sich ein bei allen Stakeholdern.
- Exklusion versus Beteiligung – Für Kommunikationsabteilungen sind Mitarbeitende die besten Botschafter:innen. Eine offene Feedback-Kultur und die Möglichkeit zur Teilnahme an internen sowie externen Diskussionen stärkt den Unternehmenszusammenhalt und erhöht die Zufriedenheit.
Fazit: Die Kraft der Worte entscheidet – klare Botschaften sind der Key
Am Ende ist Kommunikation ein wesentlicher Erfolgsfaktor – wenn sie richtig gemacht wird. Nur Unternehmen, die es schaffen, intern wie extern eine klare, überzeugende Sprache zu finden, können langfristig Vertrauen aufbauen und als glaubwürdig wahrgenommen werden. Setzen Sie also Kommunikation nicht ans Ende Ihrer Prioritätenliste. Sie ist das Fundament, auf dem vieles andere aufbaut.
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